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Vor ein paar Wochen kam in unserer Tanzgruppe aus Leuten mit und ohne Parkinson eine interessante Frage auf: Wie möchten wir denn eigentlich genannt werden? Wie lautet denn die politisch korrekte Bezeichnung für jemanden, der an Parkinson leidet? Gibt es denn einen Namen, mit dem sich alle wohl fühlen und den man bedenkenlos verwenden kann, ohne unbewusst jemandem auf die Füße zu treten?

Bezeichnungen gibt es ja in Hülle und Fülle und jeder Mensch mit Parkinson reagiert anders auf die verschiedenen Begriffe.

Der Selbstversuch

Ich nehme jetzt mal mich als Beispiel: 
  • Da hätten wir zum Beispiel die Parkinson Patienten, die für mich eindeutig in den Kontext einer Arztpraxis oder einer Klinik gehören. Wenn ich diesen Kontext verlasse, möchte ich auch nicht mehr als Patient bezeichnet werden. 
  • Dann gibt es noch die Betroffenen. Ein Wort, dass mich persönlich deprimiert. Da fühle ich mich automatisch krank und schlecht. 
  • Ganz salopp und umgangssprachlich gibt es noch die Parkies. Wenn jemand ohne Parkinson diesen Begriff benutzt, runzeln manche Parkis dann auch gleich die Stirn. Andere mögen grundsätzlich nicht so bezeichnet werden. Mir gefällt der Begriff, er ist kurz, knackig und fröhlich.  
  • Leute, die an Parkinson erkrankt sind – viel zu lang. „Hallo, ich heiße May. Ich bin ein Mensch, der an Parkinson erkrankt ist.“ Wie hört sich das denn bitteschön an?  Bis ich den Satz zu Ende gesprochen habe, ist mein Gegenüber längst kopfschüttelnd auf die andere Straßenseite gewechselt. 
  • Menschen mit Parkinson ist zwar politisch korrekt und auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen oder Behinderungen beliebt, wirkt aber auf mich unpersönlich und distanziert. 

 Eine Lösung?

Bei diesem ganzen hin und her mit dem Wust an Begrifflichkeiten, stellt sich schnell die Frage ein: Was macht mich als Individuum eigentlich aus? Muss der Parkinson so stark dominieren? Es gibt in meinem Leben (noch) ein ganzes Füllhorn an Situationen, in denen der Parkinson kaum, bis gar keine Rolle spielt. Im Beruf, beim Sport, auf der Straße, beim Einkaufen. Mich zeichnen viele Dinge aus, deshalb möchte ich nicht nur über den Parkinson definiert werden.

Klar gehören diskriminierende Bezeichnungen grundsätzlich nicht in den Wortschatz, aber schon allein die Tatsache, dass wir alle sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Begriffe reagieren zeigt ganz deutlich, dass wir in ihrer Verwendung einfach flexibel bleiben und je nach Kontext zwischen ihnen wechseln sollten. Oft genug ist der Kontext Parkinson klar und es reicht dann einfach, die Person beim Namen zu nennen.
„Hallo, ich bin May. Ich bin eine Mutter, habe einen Beruf und ich blogge gerne und bin grundsätzlich ein bisschen zu spät. (Nebenbei bemerkt: Ich habe Parkinson)“. Das klingt doch viel besser, oder?

Damit ist das Problem in unserer Gruppe zwar nicht gelöst, aber ich bin überzeugt, wir finden bestimmt eine kreative Lösung.



Weiterführende Links:

Leidmedien.de
Grosch: Welcher Begriff stimatisiert Behinderte am freundlichsten?